Aufs Maximum reduziert

Das Abenteuer begann mit einer kurzen Nachricht. «Drei Tage Natur. Kommst du mit?» Umgehend folgte die Zusage. Es konnte also losgehen. Das «mysaess» stand zu dieser Zeit gerade in Sumiswald. Ich hatte es schon länger im Auge. Die Buchung erfolgte mühelos. Frühstück? Ja gern. Hotpot? Auch. Emmentaler Bier-Fondue unter freiem Himmel? Probieren wir. Gebucht, bezahlt. Die Vorfreude begann.


Zwei Tage vor Abfahrt dann die Nachricht, ein Sturm habe das Vorzelt zerstört. Irreparabel in kurzer Zeit, ob wir dennoch anreisen wollen oder lieber verschieben. Zweifel kamen auf. Die Wetterprognose war keine Entscheidungshilfe. Tagsüber teilweise sonnig, nachts Schnee. Nach einigem Hin und Her wollten wir es trotzdem versuchen. Denn: Wir mussten mal raus. Soviel war klar. 

Mit dem Minimum im Gepäck, dennoch für jeden erdenklichen Fall ausgerüstet, fuhren wir los, insgesamt keine Stunde bis ins Emmental. Der Empfang durch die Gastgeber herzlich, die Überraschung gross. Wir hatten weder mit Strom noch mit warmem Wasser gerechnet. Das mitten im Winter. Ja, das Bedürfnis rauszukommen, aus einem Stadtleben geprägt von Maskenpflicht und Desinfektionsmittel, war grösser als die Vernunft.


Was wir antrafen: Die mobile Wohnbox schöner als auf den Bildern – obwohl sie dort schon sehr gefiel – und komfortabler als erwartet. Kaum zwei Stunden nach Ankunft schien der Alltag Meilen entfernt: Während das Feuer in der Schale draussen die Dunkelheit empfing, siedete in der Kochnische das Wasser auf dem Gasherd, der Dampfabzug summte leise, die Leuchten erhellten die Arbeitsfläche, das Lavabo. Die Bodenheizung wärmte angenehm. Die Kinder spielten friedlich am ausklappbaren Tisch. Als hätte sich das Programm «Auszeit» auch bei ihnen eingestellt. Die Nacht durfte kommen.

Ein einfaches Essen aus besonderem Geschirr. Handgetöpfert. Stilvoll, puristisch. Das Bettzeug nicht weniger wertig. In Huttwil aus Schafwolle gefertigt, verspricht es guten Schlaf. Die Liegekoje über eine Sprossenleiter erreichbar, nur so gross wie nötig. Alles andere wäre Verschwendung. Das Beziehen der Matratze setzt eine gewisse Beweglichkeit voraus. Zum Schlafen teilten wir uns auf, oben ein Elternteil, unten einer mit den beiden Kindern. Denn dort liess sich aus der Sitzbank ein Bett ausziehen. Beide Schläfplätze mit Blick in den Himmel.


Schneeflocken statt Sterne. Der Morgen brachte Schnee. Viel Schnee. Nach einem wunderbaren Frühstück und einer Wanderung mit mitgebrachtem Fellschlitten hatte der Hotpot nach Stunden des Einfeuerns die richtige Temperatur. Endlich. Die Stimmung, das Licht, die Landschaft, sie hätten besser nicht sein können. In gewisser Weise unspektakulär. Und doch ganz besonders. Als läge in der Einfachheit ein Zauber.

Gemütlich und reduziert ist die Wohnkabine der ideale Ort, um abzuschalten und sich aufs Wesentliche zu fokussieren: Mysaess
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