Zeit, wieder einmal aus Bern rauszukommen. Da die Zeit aktuell aber ein rares Gut ist, ist diese Reise ein Tagesausflug. Und zwar nach Burgdorf, 13 Zugminuten von Bern entfernt. Denn anders als man bei der Einfahrt in den Bahnhof vermuten könnte, ist Burgdorf durchaus einen Besuch wert.
Zu Fuss erreichen wir die malerische Altstadt nach ein paar Minuten. Zuerst geht’s durch die Unterstadt, wo früher einmal das Gewerbe angesiedelt war. Heute finden sich da unter anderem das Museum Franz Gertsch oder die im ehemaligen Kornhaus untergebrachte «Burgdorfer Bier»-Brauerei. Der Aufstieg in die Oberstadt geht ganz ring. Der Blick von Stadtkirche über die Altstadtdächer zu den Flüeh ist eindrücklich und die Verschnaufpause kann ganz unauffällig als Staunen getarnt werden.
Der letzte Anstieg führt uns vom Kronenplatz hoch zum Schloss. Das 2020 nach einem Umbau neu eröffnete Zähringerschloss beherbergt ein Museum, die Jugendherberge und ein Restaurant. Dank des schönen Wetters lassen wir uns im Schlosshof nieder. Ein Glas kühler Sauvignon Blanc vom Weingut Schlössli am Bielersee, ein frischer Windzug und den Blick in die Hügel des Emmental – so geht ankommen.
Das Schloss Burgdorf ist zweifellos ein guter Ausgangspunkt für kulturelle Entdeckungstouren im Emmental und wir hätten auch gerne in den historischen Jugizimmer auf dem Schloss übernachtet – nicht zuletzt, weil sich da, wo jetzt die schön umgebauten Zimmer sind, bis 2012 die Gefängniszellen der Untersuchungshaft befanden. Heute findet man in jedem Zimmer ein anderes Objekt aus dem benachbarten Museum und macht Lust auf eine Entdeckungstour.
Fürs Abendessen entscheiden wir uns für einen Standortwechsel und gehen wieder runter in die Altstadt zu «Fuchs & Specht». Das Restaurant «Specht» wird von einer Genossenschaft betrieben und funktioniert nach Gastrosharing-Prinzip. Das heisst: Beim Specht sind verschiedene Küchenteams eingemietet und teilen sich die Wochentage auf, was das das kulinarische Angebot sehr vielseitig macht. Allen Beteiligten gemeinsam ist, dass sie mit viel Herzblut und Fokus auf Nachhaltigkeit kochen sowie biologische und faire Produkte aus der Region verwerten.
Die schöne Stimmung auf der Hofstatt, die exzellente Bedienung und das leckere Nachtessen auf höchstem Niveau führten dazu, dass wir viel länger sitzen blieben als ursprünglich geplant. Deshalb musste auch der eigentlich angedachte Gutenacht-Drink in der Kulturhalle – eine zum Kulturlokal umgebaute ehemalige Sporthalle – nochmal hinausgeschoben werden. Aber zum Glück ist Burgdorf ja wirklich nah.